Rund um die Ziege

Die Ziegenzucht hat eine lange Tradition. Sicherte die „Kuh des kleinen Mannes“ in früheren Zeiten das Überleben vieler Familien, so sind die Produkte der Ziege heutzutage begehrte Delikatessen von hoher Qualität. Ziegen gehören zu den ältesten Haustieren des Menschen. Sie liefern Milch, Fleisch, Wolle und Felle und werden seit einigen Jahren auch vermehrt in der Landschaftspflege eingesetzt.

Weltweit werden etwa 765 Mio. Ziegen gehalten, die ca. 130 Rassen zuzuordnen sind. Etwa 80% der Ziegen wird in tropischen Ländern gehalten und insgesamt 93% des Ziegenbestandes der Welt ist in den Entwicklungsländern zu Hause.

Nur knapp 3 % des weltweiten Ziegenbestandes (etwa 18,4 Mio. Tiere) lebt in Europa. Die traditionellen Ziegenländer sind hier Spanien, Griechenland und Frankreich und werden überwiegend zur Milchproduktion eingesetzt.

In Deutschland werden aktuell etwa 170.000 Ziegen gehalten, davon rund 140.000 Ziegen in circa. 9.800 landwirtschaftlichen Betrieben. Über 60 % der gehaltenen Tiere sind weibliche Ziegen und dienen der Zucht. Der Anteil an ökologisch wirtschaftlichen Betrieben liegt bei etwa 10 %. Ein Großteil der Ziegenhaltung findet in Süddeutschland statt; alleine auf Bayern entfallen knapp 38.000 Ziegen und auf Baden-Württemberg etwa 30.000 Ziegen. Damit konzentrieren sich etwa 47 % aller in Deutschland gehaltenen Ziegen auf diese beiden Bundesländer.

Geschichte der Ziegenhaltung

Domestikation

Die Hausziege stammt von der Bezoarziege (Capra aegagrus) ab. Die wilde Stammform ist heute in freier Natur stark dezimiert. Sie kommt noch auf Kreta sowie in den Ländern östlich des Mittelmeers bis nach Pakistan vor. Die Bezoarziege liebt trockene, gebirgige Gegenden. Diese Vorliebe gilt auch für die Haustierform.

Die Ziege und das Schaf leben nach dem Hund am längsten an der Seiten des Menschen, damit zählen sie weltweit zu den ältesten domestizierten Nutztieren. Knochenfunde aus dem Iran und dem Irak belegen, dass in diesem Gebiet bereits im 8. bis 7. Jahrtausend v. Chr. Hausziegen gehalten wurden. Schon früh nahmen die Ziegen eine wichtige Stellung für die Wirtschaft ein. Sie lieferten Fleisch und ihre Häute wurden für Leder und Schläuche zum Transport von Flüssigkeiten genutzt. Später wurden die Hausziegen auch gemolken und die Wolle weiterverarbeitet. Aber auch religiöse und kultische Erwägungen spielten eine gewisse Rolle bei der Verbreitung der Ziege.

Ziegenhaltung damals

Etwa 5.500 v. Chr. beginnt die mitteleuropäische Landwirtschaft, zu der neben Rind, Schwein, Schaf, Hund auch die Ziege als Haustier zählt. Die Tiere wurden hauptsächlich zur Fleischerzeugung und für Rohstoffe zur Herstellung von Bekleidung und Gebrauchsgegenständen gehalten. Ab 5.000 bis 4.400 v. Chr. wurden die Ziegen auch gemolken. In der Zeit der Römer (ca. 450 n. Chr.) erfolgte die Einführung der Tierzucht und mit ihr ausführliche Hinweise zur Haltung von Ziegen.

Auch im Mittelalter (ca. 500-1500 n. Chr.) genoss die Ziegenhaltung großes Ansehen. Dies konnte durch Urkunden aus der Zeit Karl des Großen belegt werden. Gerühmt wurden die Genügsamkeit der Ziege sowie das Talent, sich an verschiedene Umweltbedingungen anzupassen.

Ziegenhaltung in der Neuzeit

Bis zum 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurden in Deutschland sehr viele Ziegen gehalten. Danach gewann die Rinderhaltung stark an Bedeutung und die Weidegerechtigkeit wurde aufgehoben. Damit stand der Ziegenhaltung immer weniger Weidefläche zur Verfügung. Zudem wurde die Ziege aufgrund ihrer Fressgewohnheiten vermehrt als schädlich für den Forstbestand angesehen. In vielen Regionen wurde deshalb die Ziegenhaltung gesetzlich eingeschränkt.

Für das 17. Jahrhundert kommt es fast zur gänzlichen Vernichtung der Ziegenzucht aufgrund des 30-jährigen Krieges. Dass sie sich danach nicht wieder erholt, liegt zum Teil an dem aus dem Mittelalter übernommenen Glauben, der in jedem Ziegenbock einen Teufel sieht. Auch die teilweise Änderung der bis dahin geltenden Allmenderechte entzog der Ziegenzucht die notwendige Grundlage. Des weiteren wird die bereits im 16. Jahrhundert angedeutete „Ausrottungskampagne“ gegen die Ziege in vielen Gebieten Deutschlands fortgesetzt.

Im 18. Jahrhundert ergehen weitere Verbote der Waldnutzung mit Ziegen. Die zunehmende Bevölkerungszahl in den unterbäuerlichen Schichten und der damit verbundene steigende Ziegenbestand sind ein Indikator für die Armut im Lande. Für ganz Deutschland wurde berichtet, dass Kinder und alte Leute Ziegen an den Straßenrändern hüteten, welches eine der letzten Möglichkeiten war, Futter für die Tiere bereitzustellen. Die Ziegenhalter waren hauptsächlich Grundbesitzlose, Tagelöhner und arme Familien mit vielen Kindern.

Zum Ende des 18.Jhdts. ist die Ziege die verpönte „Kuh des armen Mannes“, die ihr Leben in kleinen dunklen Verschlägen oder Kellern fristet und dabei zur Selbstversorgung des ärmeren Teils der Bevölkerung beiträgt. Sie hat vor allem arme Menschen in urbanen oder Bergbaugebieten mit wertvollen Lebensmitteln und Fellen versorgt, wurde aber auch als Transporttier genutzt.

Ziegenhaltung heute

Auch in der neueren Geschichte zeigte sich, dass sich in schlechten Zeiten die Zahl der Ziegen regelmäßig erhöht, da sie für die Selbstversorgung mit Milch, Käse und Fleisch gebraucht wurden. Zwischen 1870 und 1915 erholte sich der Ziegenbestand und stieg nach dem 1. Weltkrieg sogar auf über 1 Millionen Tiere in Deutschland. Ihre größte Verbreitung hatte sie um 1920 mit ca. 4,5 Millionen Individuen. Auch während des 2. Weltkrieges wurden mehr Ziegen gehalten. Durch bessere Lebensumstände auch zwischen den Weltkriegen nahm der Bestand aber immer wieder ab. Seit 1950 sank der Bestand deutlich, bis er etwa 1970 seinen Tiefstand erreichte. Damit war die Ziegenhaltung so unbedeutend geworden, dass sie bei der offiziellen Viehzählung vorübergehend nicht mehr erfasst wurde.

Erst Mitte der 1980er Jahre ging es wieder aufwärts. Das Interesse der Verbraucher für Ziegenmilch und deren Produkte steigerte sich. Zu dieser Zeit konnte ein neuer Trend beobachtet werden. Obwohl es der Bevölkerung wirtschaftlich besser ging, stieg die Zahl der Ziegen in Deutschland an. Dies war eng mit den veränderten Verbraucher-gewohnheiten, hin zu naturbelasseneren und regionalen Lebensmitteln verbunden. Zudem gewann die Direktvermarktung an landwirtschaftlichen, heimischen Produkten an Bedeutung.


Ziegenzucht

Mit der Ziegenzucht beschäftigen sich in Deutschland insgesamt 667 Züchter. Ziegenzucht ist dabei mehr als Freizeitgestaltung. Die Zucht von Ziegen und den anderen landwirtschaftlichen Nutztieren regelt das Tierzuchtgesetz mit seinen Verordnungen. Zielstellung des Gesetzes ist es die Leistungsfähigkeit der Tiere unter Berücksichtigung der Tiergesundheit zu erhalten und zu verbessern, die Wirtschaftlichkeit der tierischen Produktion zu erhöhen, die Erzeugung qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel zu sichern und die genetische Vielfalt zu erhalten. Dazu leisten unsere Züchter einen wertvollen Beitrag.

Die Begriffe „Kapriolen“ und „Kapriziös“ leiten sich von „Capra“, dem lateinischen Namen der Ziege, ab.
Im täglichen Umgang mit Ziegen versteht man diesen Zusammenhang schnell:
Vor allem Jungtiere sind ständig in Bewegung, vollführen die wildesten Sprünge, deren Richtung nie vorhersehbar scheint, und erklettern wirklich alles, was auch nur annähernd dazu geeignet ist. Auch erwachsene Ziegen klettern gerne, um von erhöhten Standorten aus ihre Umgebung zu erkunden. Sie machen auch vor parkenden Autos keinen Halt.

Andere Bezeichnungen für Ziegen
Jungtier: Zicklein, Lamm, Kitzi, Gitzi
Weibliches Tier ab der ersten Geburt: Geiß, Ziege, Zibbe
Weibliches Tier, das noch nie gelammt hat: Maidenziege
Männliches geschlechtsreifes Tier: Bock

Ziegenzucht in Schleswig-Holstein

Die Ziegenzucht in Schleswig-Holstein hat eine lange Tradition. Seit etwa hundert Jahren sind die Ziegen-züchter Schleswig-Holsteins in Verbänden organisiert, die heute im Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter e.V. vereint sind. Leider wurden auch hier die Bestände nach dem 2. Weltkrieg, als sich die Versorgunslage normalisierte, radikal abgebaut. So wurden in Schleswig-Holstein 1949 noch 16.000 Ziegen gezählt während es 1966 nur noch 900 waren. Da die Bockhaltung aus verschiedenen Gründen den Ziegenhaltern immer Probleme bereitet hat, wurde sie schon im 1. Weltkrieg von vielen Kommunen bezuschusst. Ab 1936 verpflichtetet das jeweilig Tierzuchtgesetz die Gemeinden zur Bereitstellung gekörter Ziegenböcke. So entstanden die Kreisbock-haltungen, die sich später wegen eines gezileten Bockeinsatezs auf Landesebene zur Bockhaltungs-gemeinschaft zusammenschlossen. Bis in die 1980er Jahre wurde in einigen Kreisen noch freiwillige Zuschüsse für die Bockhaltung gezahlt.

In Schleswig- Holstein und Hamburg werden heute insgesamt 4.300 Ziegen in knapp 400 Betrieben gehalten, davon 7 Rassen im Herdbuch.

Formen der Ziegenhaltung

Da die Ziegen über eine große ökologische Anpassungsfähigkeit verfügen, existieren vielfältige Möglichkeiten in Bezug auf Formen und Strukturen der Ziegenhaltung. Die Haltung von Ziegen im Nebenerwerb, zur Zucht oder auch nur als Hobby erfreut sich großer Beliebtheit.

Ziegen werden überwiegend in Betrieben mit kleinen Beständen von weniger als 50 Tieren gehalten. Häufig werden Ziegen aber auch in Kombination mit anderen Tieren gehalten und ergänzen somit den landwirtschaftlichen Betrieb. .

Milchziegenhaltung

Den größten Anteil an erwerbsmäßiger Ziegenhaltung in Deutschland machen die Milchziegenhaltungen aus. Hier finden sich auch oft Betriebe, die im Haupterwerb geführt werden. Eine angeschlossene, eigene Milchverarbeitung ist nicht zwingend erforderlich, teilweise aber aufgrund fehlender Strukturen zur Anlieferung von Ziegenmilch notwendig. Die eigene Milchverarbeitung erfordert Fachkenntnisse, eventuell zusätzliche Arbeitskraft und Investitionen sowie den Aufbau einer eigenen Vermarktung. Neben den Investitionskosten und dem zusätzlichem Arbeitsaufwand bei eigener Milchverarbeitung, spielt die Vermarktung eine ausschlag-gebende Rolle, ob sich diese Erwerbsform trägt.

Milchziegen geben zwischen 850 und 1.200 Liter Ziegenmilch pro Jahr. Das entspricht einer Tagesleistung von drei bis vier Litern (Ziegen werden rund 250 Tage im Jahr gemolken).
Die in Deutschland gezüchteten Rassen für die Milchproduktion sind: Bunte Deutsche Edelziege, Weiße Deutsche Edelziege, Thüringer Waldziege.

Fleischziegenhaltung

Die Haltung von Ziegen zur Fleischerzeugung stellt einen eher arbeitsextensiven Betriebszweig dar. Diese Art von Betriebsausrichtung ist derzeit überwiegend im Nebenerwerb zu finden, da für den Haupterwerb über 400 Tiere gehalten werden müssen. Diese Vermarktungsgröße aufzubauen ist bei dem geringen Nachfrageverhalten für Ziegenfleisch in Deutschland äußerst schwer. Daher wird die Fleischziegenhaltung vor allem als Nebenerwerb mit kleineren Herden betrieben. Eine gute Kombinationsmöglichkeit der Fleischziegenhaltung besteht mit der Beweidung von Landschafts- und Naturschutzflächen. Hier können die zu beweidenden Flächen als günstige Futtergrundlage Verwendung finden. Gleichzeitig wird die Fläche von Verbuschung frei gehalten bzw. befreit. Allerdings führt die meist energie- und nährstoffarme Futtergrundlage solcher Naturschutz-flächen zu Einbußen in der Mastleistung und sollte dementsprechend finanziell ausgeglichen werden. Die typische Fleischziegenrasse ist die Burenziege, die auch für Zwecke der Landschaftspflege gut geeignet ist. Durch ihr Unterhautfett ist diese Rasse gegen äußere Witterungseinflüsse geschützt. Die Wirtschaftlichkeit in der Fleischziegenhaltung steht und fällt mit der Vermarktung.

Die typische Ziege für die Fleischproduktion ist die Burenziege, die vornehmlich in der Landschaftspflege eingesetzt wird.

Ziegen zur Landschaftspflege

Wenn die Umstände es zulassen, frisst die Ziege mit Vorliebe Gehölze, Blätter und krautige Pflanzen. Besonders beliebt sind Laubblätter und junge Pflanzentriebe. Das eigentliche „Grasen“, das Fressen von Gras, zeigt die Ziege nur, wenn keine Alternative in Form von Gehölzen und/oder Kräutern vorhanden ist. Die Ziege ist aufgrund ihrer Kletterfreudigkeit für schwer zugängliche Lagen geeignet und nutzt auch steile Hanglagen. Ihr Verbiss bei Büschen und Bäumen ist sehr effektiv, so vermag sie, Verbuschungen bis 60 % stark zu reduzieren. In der Landschaftspflege sollen die Ziegen auch Pflanzen verbeissen, die nicht so schmackhaft bzw. gehaltvoll sind. Daher müssen sie zeitweise mit weniger Nährstoffen auskommen, als dies bei optimaler Fütterung der Fall wäre. Deshalb sind zur Landschaftspflege ohne Zufütterung nur die Tiere geeignet, die keine großen Leistungen bringen müssen. Milchgebende und hochträchtige Ziegen sowie Masttiere sind für die Landschafts-pflege wenig geeignet. Für nicht trächtige oder niedertragende Ziegen sowie Ziegenböcke genügt vorüber-gehend ein Futter mit niedrigem Energiegehalt.

Weitere Erwerbsmöglichkeiten mit Ziegen

Weitere Einkommensalternativen durch Ziegenhaltung können die Herstellung von Seifen und Kosmetika; Verkauf von Fellen, Leder oder Wolle; geführte Wanderungen mit Ziegen als Begleit- und Tragtiere; Kutschfahrten mit Ziegen als Zugtiere; Kindergeburtstage etc. sein. Diese Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Pfiffige Ideen sollten auf ihre Umsetzbarkeit zu Ende gedacht werden.

Multitalent Ziege

Ziegen sind wahre Multitalente, neben Milch und Milchprodukten liefern sie auch qualitativ hochwertiges Fleisch, Wolle und Felle und werden seit einigen Jahren auch vermehrt in der Landschaftspflege eingesetzt. Vereinzelt werden Ziegen auch als Lasttiere oder Zugtiere eingesetzt.

Vorteile der Ziege auf einen Blick
  • Hohe Anpassungsfähigkeit
  • Geringe Ansprüche an die Wasserversorgung
  • Hohe Salztoleranz
  • Fressgewohnheiten
  • Vielseitige Nutzung
  • Schnelle Vermehrung bzw. Nutzung
  • Keine religiösen Vorbehalte
  • Die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel
  • Eine Antwort auf das veränderte Bewusstseinzu gesunder Ernährung in der Bevölkerung
  • Die Erschließung der Ziegenhaltung als Einkommensmöglichkeit
  • Der Erhalt landwirtschaftlicher Strukturen
  • Landschaftspflege
  • Die soziale Funktion – die Ziege als Haustier im Hobbybereich

Ziegenmilch

Vorwiegend wird die Ziege in den westlichen Ländern und in den Mittelmeerländern wegen ihrer Milch gehalten. Die Milch wird dann hauptsächlich zu Käse verarbeitet. Auch in den Entwicklungsländern ist die Milch ein wichtiges Produkt für die arme Bevölkerung, da mit einem halben Liter Ziegenmilch am Tag der Eiweißbedarf und ein Teil des Energiebedarfs eines Kindes gedeckt werden kann. Die Ziegen können wegen ihrer geringen Körpergröße auf den kleinsten Flächen auch von den armen Schichten gehalten werden.

Vor allem Ziegenmilchprodukte, allen voran die verschiedenen Ziegenkäsearten sind zu einer Spezialität nicht nur für Feinschmecker und ernährungsbewusste Verbraucher geworden. Nicht nur der hervorragende Geschmack sondern auch die vielen positiven Eigenschaften, wie regionale Herkunft, Beweidung von Grünland, und die ernährungsphysiologische Bedeutung sind Grund genug, Ziegenprodukte von heimischen Höfen zu kaufen.

Was zeichnet Ziegemilch aus?

Ziegenmilch hat ein angenehmes mildes Aroma und ist reinweiß, weil sie nicht das Provitamin des Vitamins A (Karotin) enthält, sondern schon das fertige Vitamin A. Damit sind auch die daraus hergestellten Produkte, wie Käse und Butter heller.

Der Fett und Eiweißgehalt der Milch hängt stark von der Rasse, Fütterung und Haltung sowie dem Laktationsstadium ab. Die Fettkügelchen der Ziegenmilch haben eine durchschnittlichen Größe von 3,5 Mikrometer und sind damit kleiner als die der Kuhmilch mit 4,5 Mikrometer. Außerdem hat die Ziegenmilch eine hohe Fettverdaulichkeit, weil die Enzyme die kleinen Fettkügelchen besser aufschließen können.

Milcheiweiß enthält eine große Menge an essentiellen Aminosäuren. Auch Ziegenmilch enthält viel wertvolles Protein. Heute schätzt eine Vielzahl von Kuhmilchallergikern Ziegenmilch als Ersatz. Besonders bei betroffenen Säuglingen sehen Ärzte auf Grund der unterschiedlichen Eiweißzusammensetzung gegenüber Kuhmilch-produkten eine Alternative in der Ziegenmilch. Im Vergleich zur Kuhmilch hat Ziegenmilch einen niedrigeren Gehalt an Alpha-s1-Kasein. Dieses Kasein ist nicht nur als Allergen bekannt, sondern ist hauptsächlich dafür verantwortlich, warum Kuhmilch schwerer zu verdauen ist als Ziegenmilch.

ZiegenmilchSchafmilchKuhmilch
3,4 % Fett5-10 % Fett3,95 % Fett
3,0 % Eiweiß4,5-7 % Eiweiß3,3 % Eiweiß
4,4 % Laktose5-4,2 % Laktose4,4 % Laktose
0,7 % Mineralstoffe0,8 % Mineralstoffe0,7 % Mineralstoffe

Ziegenmilch wird auch in Seife oder anderen Kosmetikprodukte verwendet. Schon in der Antike galt Ziegenmilch als gesund. Der griechische Arzt Hippokrates pries sie als Lebenselexier und sogar die ägyptische Königin Kleopatra schätzte das Schönheitselixier Ziegenmilch. Der Ziegenmilch sagt man eine zellschützende und zellerneuernde Wirkung nach. Sie hat einen hohen Gehalt an Vitaminen (A, B1, B2, B6, Biotin, C und D), ist reich an Mineralstoffen (Calcium, Natrium, Magnesium) und Feuchtigkeitsfaktoren wie Phanthenol.

Ziegenfleisch

Das Ziegenfleisch ist weltweit gesehen genauso ein wichtiges Produkt wie Milch.
Das Fleisch der Ziege ist eine Delikatesse, global gesehen ist es sogar eine der meist verzehrten Fleischsorten überhaupt. In vielen asiatischen Ländern wird Schaf- und Ziegenfleisch gar nicht unterschieden und sind dort wichtige Fleischlieferanten, da Rinderfleisch aus religiösen Gründen nicht verzehrt werden darf. In einem Teil der asiatischen Länder sowie in Teilen Afrikas wird Ziegenfleisch gegenüber Schaffleisch sogar bevorzugt (z.B. Malaysia).

In Deutschland ist Ziegenfleisch allerdings kein Produkt für die Fleischtheke im Supermarkt. Es wird hauptsächlich direkt vermarktet oder in kleinen Metzgereien angeboten. Geschmack und Qualität des Ziegenfleisches hängt stark von Rasse, Alter, Geschlecht und Fütterung der Tiere ab.

Was zeichnet Ziegenfleisch aus?

Im Vergleich zu Schaffleisch zeichnet sich Ziegenfleisch durch einen höheren Gehalt an mehrfach unge-sättigten Fettsäuren aus. Es enthält wenig Fett und Cholesterin. Reichlich vorhanden sind Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine.

Ziegenfleisch hat einen hohen Anteil an Linolsäure. Linolsäure soll eine krebsvorbeugenden Wirkung haben und den Muskelaufbau begünstigen. Experten bezeichnen das Verhältnis der Nährstoffe im Ziegenfleisch daher als sehr gesundheitsfördernd.

Die Farbe von Ziegenfleisch reicht von hellrosa bis zu dunkelrot. Je heller das Fleisch, desto jünger war die geschlachtete Ziege. In der Regel werden Ziegen im Alter zwischen 6 und 12 Monate geschlachtet. Dieses Fleisch ist besonders zart, es enthält wenig intramuskuläres Fett und hat eine kurze Garzeit. In Fachkreisen gilt es als Delikatesse. Das Fleisch der älterer Ziegen eignet sich für Salami und Bratwurst oder kann für die Herstellung anderer Wurstsorten verwendet werden.

Im deutschsprachigen Raum besteht zu den Feiertagen rund um Ostern eine erhöhte Nachfrage nach Ziegenfleisch. In den meisten Industrieländern wird Ziegenfleisch wenig geschätzt und nur zu Weihnachten oder Ostern vermehrt nachgefragt, in manchen nur von Bevölkerungsgruppen, die ursprünglich aus Gebieten mit traditioneller Ziegenhaltung stammen, beispielsweise in Amerika Gruppen lateinamerikanischer Abstammung. Ein Grund für die Wertschätzung von Ziegenfleisch kann neben dem Geschmack der geringe Fettgehalt sein.

In Mittelmeerländern und vielen Entwicklungsländern wird die Herstellung von Milch und Fleisch kombiniert, indem zu Anfang der Laktation zunächst die Lämmer gesäugt werden, zum Teil mit gleichzeitigem Melken.

Ziegenhaare und -leder

Felle und Haare sind Nebenprodukte mit einer gewissen Bedeutung in Entwicklungsländern. Zur Erzeugung von spinnbaren Fasern, Mohair oder Kaschmir, werden spezielle Ziegenrassen herangezogen.

Ziegenhaare

Die Angoraziege mit ihren Mohairfasern ist zur Herstellung multifunktionaler Textilen geeignet. Auch die Kaschmirziege trägt eine sehr feine Wolle. Zur Gewinnung werden die Ziegen gekämmt. Anschließend wird die gewonnene Wolle nach Farbe sortiert und entgrannt; das heißt Deckhaar und Unterhaar werden getrennt. Zur Verarbeitung in der Textilindustrie verwendet man nur das Unterhaar.

Die Wollfasern dieser Ziegen leiten die Feuchtigkeit gut ab, wärmen dadurch im Winter und kühlen im Sommer. Sie sind langlebig und von Natur aus elastisch, lassen sich leicht färben. Zudem knittern und verfilzen die Stoffe nicht. Sie zählen zu einer der edelsten Stoffe in der Textilherstellung und werden je nach Alter der Ziegen in drei „Feinheitsklassen“ eingeteilt:

Kid: Feinste Wolle von Jungtieren, erste Schur im Alter von sechs Monaten. Findet vorrangig Einsatz bei Kleidung und Wohntextilien.
Young goat: Junge Tiere, die noch nicht ausgewachsen sind – Wolle zählt zur „Mittelklasse“, wenn es um die Feinheit geht (30 bis 33 Mikron).
Adult: Ausgewachsene Tiere, deren Wolle fester und dicker (34 bis 40 Mikron) ist. Wird zur Herstellung schwere Stoffe und Teppiche verarbeitet. Die größte Produktion findet im Ausland statt. Jedoch gibt es auch hierzulande Ziegenhalter, die Wolle ihrer Tiere nutzen, hauptsächlich im Hobbybereich. Insgesamt werden in elf Haltungen Wollziegen gezüchtet.

Die größte Produktion findet im Ausland statt. Jedoch gibt es auch hierzulande Ziegenhalter, die Wolle ihrer Tiere nutzen, hauptsächlich im Hobbybereich. Insgesamt werden in elf Haltungen Wollziegen gezüchtet.

Ziegenleder
Ziegenleder ist ein weit verbreitetes Leder und wird daher überwiegend für Bekleidung, Schuhe, Taschen und Lederwaren eingesetzt. Es ist besonders widerstandsfähig und kann je nach Gerbung und Zurichtung sehr weich bis steif sein. Zickelleder stammt vom Jungtier der Ziege und gilt als kostbar. Es wird besonders zur Herstellung von Damenhandschuhen (Glacé) verwendet, aber auch als Membran im Orgelbau.